Immer mehr Frauen bekommen von ihrem Frauenarzt den Vermerk einer Risikoschwangerschaft in ihren Mutterpass eingetragen. Das ist heutzutage in Deutschland bei etwa 80 Prozent aller werdenden Mütter der Fall. Wenn Sie auch zu dieser Gruppe gehören, fragen Sie sich vielleicht, warum das so ist. Was bedeutet dieser Eintrag für Sie und welche Umstände stellen überhaupt ein Risiko dar? Heißt eine Risikoschwangerschaft automatisch, dass Sie oder Ihr Kind gefährdet sind?
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Risikoschwangerschaft?
Um herauszufinden, auf welche Frauen der Arzt während ihrer Schwangerschaft besonders achten muss, ist im Laufe der Zeit ein Fragenkatalog entwickelt worden. Mit dessen Hilfe werden eventuelle Risiken für Mutter oder Kind schon im Vorfeld erfasst. Zweck dieser Bestimmung soll eine besonders gute Beobachtung des Schwangerschaftsverlaufes sein, sodass eventuelle Komplikationen frühzeitig erkannt werden können. In diesem Fall ist es meist für den Mediziner möglich, durch einfache Maßnahmen eine wirkliche Gefährdung zu minimieren oder abzuwenden. Mit fortschreitender medizinischer Erfahrung und Erkenntnis sind die ursprünglichen 17 Risikofaktoren inzwischen auf über 50 angestiegen. Hierzu gehören unter anderem:
- Mehrlingsschwangerschaften
- Chronische Krankheiten (bsp. Diabetes, Heuschnupfen, Asthma)
- Das Alter der Frau (über 35 und unter 17 Jahren)
- Starkes Über- oder Untergewicht
- Rhesus-Unverträglichkeit
- Frühere Probleme in der Schwangerschaft (bsp. Kaiserschnitt, Fehl- oder Frühgeburten)
- Vorzeitige Wehen oder Blutungen
- Bluthochdruck
Was der Eintrag für Sie bedeutet
Sie brauchen sich nicht zu sorgen, zunächst bedeutet eine Risikoschwangerschaft erst einmal für den Arzt, dass er besonders viel Sorgfalt auf Ihre Vorsorgeuntersuchungen verwendet. Die Untersuchungen finden zu Beginn der Schwangerschaft etwa im vierwöchentlichen Rhythmus statt, später alle zwei Wochen. Wenn nötig, werden zusätzliche Tests veranlasst. Die Klinik, in der Sie entbinden, kann ebenfalls Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, sollte sich dies als notwendig herausstellen. Sie sollten jeden Termin bei Ihrem Frauenarzt wahrnehmen. Über die entstehenden Kosten brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, denn die Krankenkassen zahlen diese zusätzlichen Untersuchungen und Tests.
Warum sind Frauen über 35 betroffen?
In der heutigen Zeit haben wir uns an späte Schwangerschaften gewöhnt und sie erscheinen uns durchaus normal. Eine lange Schulausbildung und die Notwendigkeit, dass auch Frauen erwerbstätig sind, lässt uns unseren Fokus zunächst auf unsere berufliche Etablierung und eine mögliche Karriere richten. Wir möchten erst Kinder in die Welt setzen, wenn die finanzielle und persönliche Situation gefestigt ist. Deshalb sind viele Frauen schon deutlich über 30, wenn sie ihr erstes Kind bekommen.
Was für uns zum Alltag gehört, ist für die Natur allerdings außergewöhnlich. Sie sieht erste Schwangerschaften in einem Alter um die zwanzig vor. In dieser Zeit sind Frauen auch am fruchtbarsten. Rein statistisch gesehen haben Kinder älterer Frauen daher zum Ende ihres fruchtbaren Lebensabschnittes ein etwas höheres Risiko, von Chromosomenstörungen betroffen zu sein. Zu den bekannten Fehlern in den Chromosomen gehört das Down-Syndrom. Hier ist das Chromosom mit der Nummer 21 statt zweimal (einmal vom Vater und einmal von der Mutter) dreimal vorhanden, deshalb heißt das Down-Syndrom auch „Trisomie 21“. Es gibt Möglichkeiten der Früherkennung für diesen Gen-Defekt. Ob Sie sich für oder gegen eine solche Untersuchung entscheiden, bleibt allerdings alleine Ihnen überlassen. Ihr Arzt ist jedoch verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen und eingehend über die Untersuchung aufzuklären. Drängen oder verpflichten darf er Sie nicht.
Zusätzlich steigt mit zunehmendem Alter auch das Risiko einer Schwangerschaftsdiabetes oder Gestose. Bei einer Gestose kann Bluthochdruck, Einlagerung von Wasser im Gewebe und Eiweißausscheidung im Urin zu einer Frühgeburt führen. Deshalb sind Sie während Ihrer Schwangerschaft unbedingt überwachungsbedürftig.
Wie Sie mit einer Risikoschwangerschaft umgehen sollen
Zunächst ist ganz wichtig, dass Sie sich nicht verunsichern lassen oder Angst haben. Durch den Vermerk einer Risikoschwangerschaft im Mutterpass sollen Sie und Ihr Kind umfassend betreut, beobachtet und geschützt werden. Gute seelische Betreuung vonseiten erfahrener Mediziner oder auch Hebammen, die mit den Frauenärzten zusammenarbeiten, sind ebenso wichtig, wie die medizinische Betreuung. Machen Sie davon Gebrauch. Und lassen Sie nur so viel Medizin zu, wie Sie selber möchten. Sie entscheiden, was gemacht wird und nicht der Arzt. Schließlich kommen 97 Prozent aller Kinder völlig gesund auf die Welt. Und das, obwohl bei 80 Prozent der Frauen eine Risikoschwangerschaft bestand, die im Übrigen auch wieder zurückgenommen werden kann, beispielsweise dann, wenn die Blutungen nicht mehr auftreten.